Warum du Orangen nicht neben Äpfeln oder Bananen lagern solltest

Viele Obstsorten wie Äpfel, Bananen oder Avocados geben während der Reifung Ethylen ab – ein gasförmiges Pflanzenhormon. Dieser natürliche Stoff wirkt wie ein „Reifebooster“ und sorgt dafür, dass Früchte schneller weich, süß oder farbig werden. Das Problem: Auch Orangen reagieren auf Ethylen, obwohl sie zu den sogenannten nicht-klimakterischen Früchten gehören – also solche, die nach der Ernte nicht weiterreifen.

Ethylen – der unsichtbare Beschleuniger

Ethylen ist ein farb- und geruchloses Gas, das in kleinsten Mengen wirkt. Bereits 0,1 ppm (parts per million) genügen, um bei empfindlichen Früchten wie Zitrus die Alterung zu beschleunigen. Dabei wird der natürliche Abbauprozess der Zellstruktur aktiviert – die Frucht wird weich, verliert an Saftigkeit und wird anfälliger für Schimmel.

Zitrusfrüchte wie Orangen produzieren zwar selbst kaum Ethylen – aber sie reagieren stark auf das Ethylen anderer Früchte. Studien zeigen: Wird eine Orange neben einem Apfel oder einer Banane gelagert, altert sie schneller, weil ihre Zellwände durch Enzyme wie Pektinasen und Polygalakturonidasen abgebaut werden. Ergebnis: Weiche, wässrige Orangen mit höherem Verderbsrisiko.

Klimakterisch vs. nicht-klimakterisch

Ein kurzer Exkurs:

Merke: Auch wenn Orangen „nicht weiterreifen“, können sie durch Ethylen weich und alt wirken – ohne wirklich süßer zu werden.

Ethylen in der Praxis: Der Apfel als Problemnachbar

Wenn du also deine Orangen in einer Obstschale neben Äpfeln oder Bananen lagerst, kann das die Haltbarkeit deutlich verkürzen – besonders in geschlossenen Behältern oder im Kühlschrank. Dort staut sich das Gas, und die Orangenschale reagiert mit Farbveränderung, weicheren Stellen oder sogar Schimmelbildung.

Ein bekanntes Beispiel aus der Industrie: Grüne Orangen werden manchmal künstlich mit Ethylen behandelt, um die Schale orange zu färben („Degreening“). Der Geschmack verändert sich dabei kaum – aber der Alterungsprozess wird beschleunigt. Ähnlich verhält es sich bei versehentlicher Ethylen-Exposition zuhause.

Konkrete Lagerungstipps für Orangen

Damit deine Orangen so lange wie möglich frisch, saftig und schimmelresistent bleiben, beachte folgende Tipps:

Getrennt lagern

• Orangen immer getrennt von Äpfeln, Bananen, Birnen, Avocados und Tomaten aufbewahren.
• Falls du sie im Kühlschrank lagerst, benutze getrennte Schubladen (Obst vs. Gemüse) oder bewahre ethylenproduzierendes Obst in geschlossenen Beuteln auf.

Gute Belüftung

• Keine luftdichten Plastiktüten – besser ein durchlöcherter Beutel oder ein offener Korb.
• Zu viel Feuchtigkeit begünstigt Schimmel, daher ideal: kühl, trocken und gut belüftet.

Sofort aussortieren

• Beschädigte oder matschige Früchte sofort entfernen, sie geben überdurchschnittlich viel Ethylen ab und beschleunigen die Alterung der anderen.

Kühlen verlängert die Haltbarkeit

• Im Kühlschrank können unbehandelte Orangen – bei richtiger Lagerung – bis zu vier Wochen frisch bleiben.
• Bei Raumtemperatur eher nur 1–2 Wochen.

Überraschende Fakten

• Orangen riechen abfärbend: Die intensiven ätherischen Öle der Schale können auf Eier, Butter oder Käse übergehen – auch ein Grund für getrennte Lagerung.
• Orangen verändern ihre Farbe – nicht ihren Geschmack – durch Ethylen. Sie sehen reifer aus, sind es aber nicht unbedingt. Das führt oft zu Fehlkäufen im Supermarkt.

Fazit

Wer seine Orangen liebt, gibt ihnen Raum – und zwar nicht im selben Korb wie der Apfel oder die Banane. Denn obwohl Orangen keine „typischen Reifefrüchte“ sind, altern sie durch das Reifegas ihrer Nachbarn schneller. Wissenschaft und Erfahrung zeigen: Wer ethylenproduzierende von ethylenempfindlichen Früchten trennt, lagert nicht nur klüger – sondern genießt seine Orangen auch länger frisch.

Mehr konkrete Tipps findest Du auch in Meinem Beitrag: Lagerung – Wie deine Citrusfrüchte lange frisch bleiben